Das Leben: Ein Fest
Ballett von Gonzalo Galguera
Ballett von Gonzalo Galguera
Musik von Robert Schumann, Franz Liszt, Alexander Skrjabin,
Sergej Rachmaninow und Edvard Grieg
Das Leben
Im ersten Teil des Balletts will ich den Tänzerinnen die Gelegenheit geben, etwas von sich einzubringen, von ihrem Weg, von ihrer Biografie, von den Gründen, warum sie den Tänzerberuf gewählt haben. Daraus sind interessante Gespräche mit den Tänzer*innen entstanden – ein sehr individueller und intimer Prozess, weil jede Persönlichkeit so unterschiedlich ist. Die Eindrücke aus diesen Ge sprächen gaben mir dann die inhaltlichen Impulse für die Choreografien des ersten Teils.
Innerer Faden ist dabei das Klavier – die live gespielte romantische Klaviermusik von Schumann, Liszt, Skrjabin und Rachmaninow. Zu den verschiedenen Musikstücken habe ich – ausgehend von den Berichten der Tänzer*innen – die Choreografie zusammengestellt, die aus einzelnen Miniaturen besteht. Für manche Tänzer*innen ist die Bindung an die Mutter besonders wichtig, andere sind sehr von ihrem Land geprägt, das sie verlassen haben, um in Magdeburg zu tanzen – all das habe ich beim Hören der Musik berücksichtigt.
In der Choreografie selbst ging es dann nicht darum, biografische Details oder ähnliches darzustellen. Wichtig war es stattdessen, den Tänzer*innen ein Gefühl dafür zu geben, warum sie dieses Solo oder dieses Duo tanzen. Sie sollen wissen, dass es aus ihrer Geschichte heraus entstanden ist. Und natürlich gehen die Choreografien auf die besonderen tänzerischen Fähigkeiten der Einzelnen ein, sie sind ihnen sozusagen »auf den Leib geschrieben«. Zusammen mit dem Bühnenbild von Christiane Hercher entsteht aus den verschiedenen Choreografien eine Collage des Lebens – eine Collage aus verschiedenen Orten, verschiedenen Farben, verschiedenen Situationen: so vielgestaltig wie das Leben selbst.
Gonzalo Galguera
Ein Fest
Es ist schon länger her, dass ich zum letzten Mal ein Sinfonisches Ballett entwickelt habe – das war 2012 » Französische Rhapsodie« mit Georges Bizets C-Dur-Sinfonie. Ich liebe diese Tanzgattung sehr, deshalb freue ich mich, dass ich meine Zeit hier so abschließen. Zumal mein erstes Ballett für die hiesige Kompanie mit Brahms’ 2. Sinfonie auch ein Sinfonisches Ballett war. Griegs Klavierkonzert hat tatsächlich alles, was man zum Tanzen braucht, und auch alles, was das Leben mit sich bringt – Ruhe, Sturm, Wehmut, Sehnsucht, Freude! Und es steht zwar eindeutig in der romantischen Tradition, hat aber doch viele moderne Aspekte. Für den Tanz eignet es sich besonders gut, weil es nicht durchgehend linear fortschreitet, sondern immer wieder neue Abschnitte mit neuem Charakter bringt, die den Tanz neu anregen.
Das Konzert ist ungeheuer gestisch und körperlich – das empfinden auch die Tänzer*innen ganz unmittelbar. Ich rege sie während des choreografischen Prozesses immer wieder dazu an, genau hinzuhören, auf die Bewegungsimpulse, aber auch auf die Emotionen, die die Musik ausdrückt – und die sie dann in der Choreografie ausdrücken sollen.
Für mich strahlt dieser Abschluss eine große Festlichkeit und Offenheit aus: Wir zelebrieren den Tanz und das Ballett Magdeburg, wir freuen uns, dass wir hier und heute tanzen können!
Date:
April 13, 2022